Wie du meinst
In Goethes Faust ist für Mephisto die Glocke das Ärgernis schlechthin: (Dialog Faust - Mephisto)
"Jedem edlen Ohr
kommt das Geklingel widrig vor,
und das verfluchte Bim-Bam-Bimmel
Umnebelnd heiteren Abendhimmel
mischt sich in jegliches Begebnis
vom ersten Bad bis zum Begräbnis,
als wäre zwischen Bim und Baum
das Leben ein verschollner Traum."
Im Gegensatz dazu steht Faust´s Dialog mit den
Glocken, in dem sich seine Erinnerung, das Gestern und das Heute unversöhnlich gegenüberstehen.
Und Goethe läßt Faust philosophieren:
"Was sucht ihr, mächtig und gelind,
Ihr Himmelstöne, mich am Staube?
Klingt dort umher, wo weiche Menschen sind.
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."
Und etwas später fährt er fort:
Dies Lied verkündete der Jugend muntre Spiele,
Der Frühlingsfeier freies Glück;
Erinnerung hält mich nun mit kindlichem Gefühle
Vom letzten, ernsten Schritt zurück.
O tönet fort, ihr süßen Himmelslieder!
Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder.
Wilhelm Müller (1794-1817),
Vineta (die versunkene Stadt).
Aus des Meeres tiefem, tiefem Grunde
klingen Abendglocken dumpf und matt,
Uns zu geben wunderbare Kunde
Von der schönen, alten Wunderstadt.
In der Fluten Schoß hinabgesunken
Blieben unten ihre Trümmer steh´n.
Ihre Zinnen lassen gold'ne Funken
Widerscheinend auf dem Spiegel seh'n.
Und der Fischer, der den Zauberschimmer
Einmal sah im hellen Morgenrot,
Nach derselben Stelle schifft er immer,
Ob auch ringsumher die Klippe droht.
Aus des Herzens tiefem, tiefem Grunde
Klingt es mit wie Glocken dumpf und matt.
Ach, sie geben wunderbare Kunde
Von der Liebe, die geliebt es hat.
Eine schöne Welt ist da versunken
Ihre Trümmer blieben unten steh'n,
Lassen sich als gold´ne Himmelsfunken
Oft im Spiegel meiner Träume seh'n.
Und dann möcht' ich tauchen in die Tiefen,
Mich versenken in den Widerschein
Und mir ist, als ob mich Engel riefen
In die alte Wunderstadt hinein.
Theodor Fontane - Glockenlieder I
Der Glocke feierliche Klänge
Ertönen mächtig durch die Luft,
Zur Kirche wallt die gläubige Menge,
Wie wenn sie Gottes Stimme ruft.
Der Turm erbebt, die Töne brausen
Wie Sturmwind in der Felsenkluft;
Jetzt möcht´ ich auf der Glocke sausen
In wildem Fluge durch die Luft;
Und tönt es dann – gewaltger klingend –
Gottpreisend aus der Glocke Mund,
Da glaubt´ ich fester sie umschlingend,
Die eigne Seele gäb´ ich kund.
II
Werden einst sie mich begraben,
Wird kein Auge trübe sein,
Kein Gefolge werd‘ ich haben,
Selbst zum Grabe gehen allein.
Sei’s! anstatt des Volkes Menge
Wählt‘ ich mein Geleite schon,
Folgen werden Glockenklänge,
Schritt vor Schritt, mit ernstem Ton.
Nur die Glocke wird ertönen,
Trauern nur ihr Eisenherz;
Aber ihre Klänge höhnen,
Heucheln nie den wahren Schmerz.
Stürmen wird sie – mich zu ehren -,
Wenn ich schon zur Ruh‘ gebracht,
Wie die Salve von Gewehre
Über Kriegergräber kracht;
Und ihr tiefer Kummer dauert
Ewig wie der Mutterschmerz;
Meine Glocke tönt und trauert,
Bis ihr bricht das Eisenherz.
Bob Dylan
Chimes of Freedom – Die Glocken der Freiheit
Die Sonne war untergegangen, die Mitternacht war noch fern
Ein Gewitter brach los, wir flüchteten uns ins Trockene
Als majestätische Glocken-Blitze die Schatten der Nacht durchzuckten
Sie schienen uns wie leuchtende Freiheitsglocken
Sie leuchten für die Krieger, die sich versagten jeder Schlacht
Leuchten für die wehrlosen Flüchtlinge, die man verjagt
Und für jeden besiegten Soldaten in der Nacht
Und wir schauten hinauf zu den leuchtenden Glocken der Freiheit.
Sie läuten für die Rebellen, läuten für die Entlassenen
Läuten für die Glücklosen, Verbannten, Verlassenen
Läuten für den Ausgestoßenen, den alle haßten
Und wir schauten hinauf zu den leuchtenden Glocken der Freiheit.
Sie erklingen für die Schwachen, die gebrechlichen Kranken
Sie klingen für Wächter und Beschützer der Gedanken
Für den vergessenen Maler, dessen Werke versanken
Und wir schauten hinauf zu den leuchtenden Glocken der Freiheit.
Für die Tauben und Stummen und für die Blinden
Für die alleinstehende Mutter, die sie als Hure empfinden
Für den verurteilten Sträfling, den sie verfolgen und schinden
Und wir schauten hinauf zu den leuchtenden Glocken der Freiheit.
Sie leuchten den stummen gläubigen Suchern auf ihrem einsamen Weg
Den verlassenen Geliebten, die Schmerz und Leid bewegt
Und jeder harmlosen zarten Seele, die man in Ketten gelegt
Und wir schauten hinauf zu den leuchtenden Glocken der Freiheit.
Wir lauschten ein letztes Mal und warfen einen letzten Blick
Überwältigt und verzaubert, bis die Glocken verklangen.
Sie läuten für die Verletzten, die nichts und niemand heilt
Für die Verirrten, Verwirrten und jeden, der ein ähnliches Schicksal teilt
Und für jeden verzweifelten Menschen auf der ganzen weiten Welt
Und wir schauten hinauf zu den leuchtenden Glocken der Freiheit.
glaub dass hat noch niemand gepostet
__________________ It has to starts somewhere,it has to starts sometime,
what better place then hier?What better time then now?
|