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Garak
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Hat jemand zufällig heut die Heute-Nachrichten auf dem ZDF gesehen? Die haben ihr neues Design präsentiert, und ich fand es genau so schlimm wie erwartet:
Virtuelles Studio, völlig überfrachtet: im hintergrund rasen irgend welche helle stellen blassen linien entlang, Bilder stehen Schlange wie bei der durchblätterfunktion von Vista,alles fliegt rein und raus. Google-Earth zoom auf das Indonesische Hotel mit den Bomben, ein 3d-Modell von krümmel mit Partikelqualm am brennenden Trafo, dümmlich in den Raum gekippte Live-Bilder von den korrespondenten, damit es wirkt, als seien sie dem Nachrichtensprecher zugewandt. für mich war das effekthascherei statt nachrichten. btw: wen interessiert es bitte, das herr Benedikt, geborener Ratzinger, sich das Handgelenk gebrochen hat?
bin ich zu altmodisch? ist das die Zukunft der Nachrichten??
und ob die winzigen schriften den DurchnittsZDF-Seher über 60 erfreuen werden?
__________________ drei mal dürft ihr raten, wer grade seine Signatur geschrottet hat...geht aber wieder - allerdings solltet Ihr noch die Finger von den Avataren lassen 
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17.07.2009, 22:12 |
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Biene G
Crusader
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Dabei seit: Oktober 2008
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Zitat: Original von Garak
bin ich zu altmodisch? ist das die Zukunft der Nachrichten??
und ob die winzigen schriften den DurchnittsZDF-Seher über 60 erfreuen werden?
Ich kann Dir schonmal sagen das Du nicht zu altmodisch bist.
Ich nenne das Zuschauerfangerei.
Durch ein neues Design erfoffen sie sich mehr zuschauer die ihr schlechtes Design bewundern können. Aber wie Du schon sagst: Ist doch egal wie es aussieht, Hauptsache man erfährt was in der Welt los ist. (und nicht das sich Benedikt das Handgelenk bricht. Also bitte...)
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18.07.2009, 09:29 |
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Lizard King
Crusader
  

Dabei seit: April 2003
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Wohin die Langeweile einen treibt. Ich digitalisiere gerade Leitfadengespräche und durchforste Foren. Und nachdem ich mein Passwort wiederbekommen hab, kann ich hier mal einen sinnvollen Kommentar abgeben, da ich mich seit 3 Jahren mit dem Thema mehr oder minder (dank Bachelor) auseinander setze. Aber das Folgende ist natürlich nur meine Meinung. Muss man ja glaub dazu sagen, damit klar ist, dass ich im Moment nicht die Wahrheit sondern nur Nikotin inhaliere.
Erstmal zu Ratzingers Hand bzw. generell der Medienagenda. Also die Themen, die uns in den Massenmedien als relevante Nachrichten vorgesetzt werden. Diese Agenda wird hauptsächlich durch die Nachrichtenagenturen (dpa, AP, AFP, Reuters) bestimmt. Hinzu kommen Meinungsführer / Leitmedien wie CNN, BBC oder (in Dtl.) Spiegel Online und BILD. Dabei geht es weniger darum „wen interessiert das“ sondern „wie stellen wir das da, damit die Leute das Gefühl haben, dass es Sie interessiert“. Dadurch entstehen auch so genannte „Frames“, Interpretationsrahmen, in welches Licht eine Nachricht gerückt wird. Diese Agenda und auch diese Frames setzen sich leider in allen Zweigen der Massenmedien durch (und beeinflussen damit auch unser aller Weltbild). In Ratzingers Fall ist das wohl unproblematisch, aber schaut man sich Hypes und „Weltansichten“ wie Schweinegrippe, War on Terror, Georgienkrieg, der anthropogene Klimawandel oder die vermeintlichen Öl-Krisen der 70er an, wäre meiner Meinung nach etwas mehr Medienkompetenz in der Bevölkerung wünschenswert. Schließlich wird dem Journalismus eine Korrektur- und Kontrollfunktion zugeschrieben. Diese sehe ich auf Ebene der überregionalen, internationalen Nachrichten in den Massenmedien ausgehebelt. Wenn der Journalist nur noch als Multiplikator für die Nachrichtenagenturen fungiert, wird er seinem Auftrag nicht gerecht. Und Meta-Journalismus gibt es zu wenig und wird auch überwiegend von einem Fachpublikum gelesen. Daher wäre ein kritischer Medienkonsument nötig, der „sein eigenes Korrektiv“ ist, der sich für Hintergründe interessiert und auch über das Mediensystem informiert ist. Da sollte man m. E. schon in der Schule ansetzen.
Damit komme ich auch gleich zur „Zuschauerfängerei“. Das kann man dem ZDF nicht wirklich vorwerfen. Erst einmal müssen sich auch die öffentlich rechtlichen Sender anhand von Quoten rechtfertigen. Nur geht es weniger um die Grundlage der Werbepreise, sondern vielmehr um die Existenzberechtigung („wenn es keiner schaut, warum soll dann jemand dafür bezahlen?“). Dann haben die Ö-R auch den öffentlichen Auftrag, die Bevölkerung u. a. zu informieren. In diesem Sinne kann man Zuschauerfängerei auch als Teilauftrag verstehen. Wenn du die Heute-Sendung anschaust, weil du von der Qualität überzeugt bist, ist das nicht weniger Zuschauerfängerei, als wenn du auf bunte Bildchen abfährst. Ziel ist es, dass du die Medienagenda plus deren Interpretation geschluckt hast. Ich denke auch nicht, dass sie wirklich einen signifikanten Zuschauerzuwachs dadurch bekommen. Schließlich hat sich das Prinzip nicht geändert. Legere Einführungen, Überleitungen und Kurzkommentare des Nachrichtensprechers und eingespielte MAZen. Das man jetzt die Grundlage geschaffen hat, um digitale Darstellungsmöglichkeiten zu nutzen, ist wohl die Reaktion auf CNN, die (soweit ich weiß) seit dem Wahlkampf im letzten Jahr diese Methoden nutzen.
Sicherlich werden auch andere Sender nachziehen, so gesehen ist das die Zukunft der TV-Nachrichten. Der Versuch sich stärker vom Internet abzuheben. Aber so viel ändert sich nicht. Grundsätzlich halte ich es für eine positive Entwicklung, denn die Redakteure sind weniger von Bildern abhängig (/edit: sie können die Story anhand von 3d-Darstellungen u. ä. erzählen/). Denn diese kommen meist auch allein von den Nachrichtenagenturen. Zwar hat die ARD ein noch relativ gut ausgebautes Korrespondenten-Netzwerk (d. h. z. B. 5 Korrespondenten für den Kontinent Afrika…), aber in der Regel ist der Journalist, der uns dann die Welt erklärt, nicht am Ort des Geschehens gewesen. Er kann nur die Interpretationen anderer wiedergeben. Das habe ich selbst durch einige Praktika erlebt, weswegen der TV-Journalismus insbesondere, aber auch der gesamte Nachrichtenjournalismus (auf Ebene der Massenmeiden) für mich keine Option mehr ist.
Daran sieht man vielleicht auch, dass man durch Nachrichtensendungen nicht unbedingt erfährt, was in der Welt los ist, sondern was laut Medienagenda los zu sein hat.
So, das liest sowieso keiner. Dennoch Grüße. Schön zu sehen, dass diese Moderatorin gar nicht mehr anwesend ist. Hat dem Forum sicher gut getan.
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Dieser Beitrag wurde von Lizard King am 18.07.2009, 10:44 Uhr editiert.
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18.07.2009, 10:39 |
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Chao-Ren
a.k.a. Ri'uun,AL-D
   

Dabei seit: September 2008
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Beiträge: 572
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Also ich hab's als Morgenlektüre gelesen. (von Ryan ist man sowas gewohnt...)
Du hast schon recht, für das was in den Nachrichten kommt könne die Sender meistens garnichts.
edit:
Ach ja, wilkommen zurück.
Dieser Beitrag wurde von Chao-Ren am 18.07.2009, 10:48 Uhr editiert.
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18.07.2009, 10:47 |
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Ryan
Witch Hunter
 
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Beiträge: 1632
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Zitat: Daher wäre ein kritischer Medienkonsument nötig, der „sein eigenes Korrektiv“ ist, der sich für Hintergründe interessiert und auch über das Mediensystem informiert ist. Da sollte man m. E. schon in der Schule ansetzen.
Und das wirst du nicht kriegen - weil dir letztendlich der Tagesablauf eines Menschen, da einen Strich durch die Rechnung macht. Man sieht das schon sehr schön an Amerika wo den Print-Medien ein höherer Stellungswert eingeräumt wird und die Nachrichten auf hiesigem N24 Niveau laufen. Einfach weil du nach deinem Arbeitstag nicht noch Lust hast den NAchrichtensprecher zu hinterfragen. Und ich finde auch nicht, dass man das von jemanden erwarten sollte. In dem Sinne, spätestens sobald du eine Familie hast, - wirst du vergessen was du wo, wie, wann in der Schule gelernt hast. Ich behaupte, dass Nachrichten in 10 Jahren nur noch eine Alibi-Funktion erfüllen werden und das Internet der Zugang zur Information sein wird.
Vielleicht wird dann auch eine größere "Medien-Mündigkeit" eintreten, weil du einfach "objektiver" an Informationen kommst und auch die Bereitschaft hast dich für bestimmte Themen zu interessieren. Ich glaube wie gesagt, dass man am bestehenden Konzept da nichts ändern kann. Einfach in der Praxis.
Zitat: Das habe ich selbst durch einige Praktika erlebt, weswegen der TV-Journalismus insbesondere, aber auch der gesamte Nachrichtenjournalismus (auf Ebene der Massenmeiden) für mich keine Option mehr ist.
Erst wollte ich schreiben: Guter Mann. Aber um so länger ich darüber nachdenke, bist du eigentlich derjenige der da gebraucht wird. Obwohl ich es voll uns ganz nachvollziehen kann, dass man sich das nicht antun möchte.
Gruß
Ryan
Edit: Altmodisch vielleicht nicht, Garak, - aber ich finde auch solche Entwicklungen gut. Aber ich mag generel auch Veränderungen. Gerade bei sowas musst du mit der Zeit gehen. Ich kann mir auch Viva angucken und ich mach das wirklich aus gesellschaftlichem Interesse. Ich hab mir auch immer Talk-Shows angesehen, weil du daran erkennen kannst, was im Moment als "politisch Korrekt" galt.
Dieser Beitrag wurde von Ryan am 18.07.2009, 13:31 Uhr editiert.
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18.07.2009, 13:26 |
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Garak
Admin
     

Dabei seit: Juli 2002
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Herkunft: Cardassia Prime
Beiträge: 9257
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OK, ich hatte es ja aufgenommen, und mir jetzt noch mal in ruhe angeschaut, desshalb kann ich konkreter auf einen Teil der "Innovationen" eingehen:
- das intro: der Farbverlauf rotiert unabhängig von den urzeigern iritierend herum und die Uhr zerfasert, um dann durch eine art wurmlocheffekt einige Bilder fliegen zu lassen...was soll das suggerieren? hektische Betriebsamkeit? man weiss es nicht....
- Google Earth: naja, das haben sie früher ja schon gemacht. Über die sinnhaftigkeit läßt sich streiten - ich denke, die einordnung des Geschehens auf der Weltkugel ist einfacher, wenn man eine abstrahierte, feststehende karte hat, und kein Satellitenbild an einem vorbeifliegt
- die Krümmel-Animation: Ich nehme mal an, was man transportieren wollte war die Aussage: Vattenfall hat nicht ein konkretes problem, sondern flickt an allen ecken und enden an dem Ding rum - ob ich dazu wissen muss, ob Trafostation 1 rechts oder links von Trafostation 2 liegt? ich glaube nicht. Zumal die räumliche Verteilung nichts uber die (un)abhängigkeit der Systeme aussagt.
- Die Sitzverteilung im zerbrechenden Kieler Parlament - nun, die Grafik an sich war auch sehr klassisch - macht eigentlich keinen inhaltlichen unterschied, wie sie eingeblendet wird
- bleibt das ganze design drumrum: Nichts steht still: auch wenn die Bilder grade nicht animiert weitergeblättert werden, driften sie trotzdem langsam und unaufhaltbar nach links, als ob sie vom impuls der ständig im hintergrund dahinrasenden "nachrichtenbits" mitgerissen werden - pure ablenkung. Mag sein, dass da ein gewöhnungseffekt eintreten wird, aber das pro-Argument dafür ist mir noch unlar.
- die einblendungen textlicher natur sind so winzig, dass sie auf einem Pal-Fernseher kaum noch zu entziffern sind - und meine Löwe-Röhre ist nicht grade klein. Nun mögen die Tag von PAL gezählt sein, aber muss die hauptnachrichtensendung eines Ö-R Hauptsenders dazu dienen, die Verkäufe von HD-Fernseher anzukurbeln? Stellt euch vor, die Nachrichten hätten zur Farbfernsehenseinführung alle Diagramme so umgestellt, dass die kontraste nur in Farbe sichtbar sind und im S/W nur einheitlicher Matsch zu sehen ist? das hätte wütende Proteste ausgelöst
ich denke nicht, dass man so den "vorsprung" des Internets mit dem Infotainment-look aufholen kann. Fernsehen bleibt ein lineares Medium. Man sollte dies nutzen, um dem Zuschauer eine kompakte übersicht zu geben, nach dem Motto täglich 15-20 minuten investieren und sicher sein, das man nichts elementar wichtiges übersehen hat . und mit der komplexität der Welt setzt dies voraus, dass alle unnötigen Effekte einfach weggelassen werden - genau wie promminachrichten a la der Papst hat sich das Handgelenk gebrochen. Kölle aloha.
Ich ziehe ja schon immer die Tagesschau vor und kann nur hoffen, dass die sich mit dem Virtualterror noch einen Moment zurückhalten...
__________________ drei mal dürft ihr raten, wer grade seine Signatur geschrottet hat...geht aber wieder - allerdings solltet Ihr noch die Finger von den Avataren lassen 
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19.07.2009, 14:15 |
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