CO2, Autoindustrie und Halbwissen |  |
Nachdem ich grade mal wieder einen Presseclub voller uninformiertem Gelaber ertragen hab, zu dem sich der WDR praktischer Weise auch noch das "Nachgefragt" gespart hat, nutze ich einfach mal diesen rahmen hier zum Abkotzen. Ich arbeite für einen Automobilzulieferer in der Entwicklung, bin also zwangsläufig halbwegs fit in der Thematik-Trotzdem würde ich von Journalisten und auch von Politikern erwarten, dass sie sch ein klein wenig schlauer machen...
OK, einen kurzen Lichtblick gab es: Die Aussage, wie gut sich der Toyota Prius, mittlerweile Synonym für Hybridtechnik, auch auf langen Strecken fährt, wurde zum Glück von einem der Anwesenden Ausgehebelt - Hybridtechnologie ist auf Langstrecken kompletter unsinn, da es fast keine Gelegenheiten zum Rückgewinnen von Bremsenergie gibt, dafür aber das Zusatzgewicht von E-Motor (Schwere magnetspulen) und Batterien (Blei, Blei, Blei) den Verbrauch hochjagt und ein gut abgestimmter Diesel um Klassen weniger verbraucht.
Ist die Aussage "technologie a ist da besser, Technologie b spielt ihre Stärken wo anders aus" schon zu viel für die öffentlichkeit? Scheinbar schon, den diskutiert werden jetzt Abgaben auf die im Fahrzeugschein abgedruckte CO2-Menge. Ein Kennwert, eine Wahrheit. Nunja, eine synthetische Wahrheit, ermittelt aus starren Durchschnittsfahrzyklen, wo alle Autos über einen Kamm, will sagen ein Bewegungsprofil gescheert werden. Wenn man bedenkt, dass der Luftwiderstand Quadratisch mit der Geschwindigkeit steigt und ein ganz netter Anteil des Sprittverbrauches zur Überwindung eben jenes Luftwiederstandes draufgeht, ist das schon zweifelhaft - der Raser im selben Fahrzeugtyp soll gleich viel Zahlen wie der überlegte gelassene Fahrer?
Meiner Ansicht nach gibt es nur eine ökologisch Sinnvolle Steuer: die Mineralölsteuer! Die ist die EINZIGE, die ganz konkret den CO2-Ausstoß trifft und konsequent auch Verbraucherverhalten belohnt: Ob Fahrweise, Reifendruck oder regelmäßige Motorwartung, alles kommt direkt beim verantwortlichen an. Und dank der EU hätten wir da auch tolle möglickeiten, den tanktourismus an den grenzen zu stoppen. Stattdessen wird ein fass aufgemacht, das bizarre politische blüten trägt - irgend wie hat die Diskussion was vom Kampf autoproduzierender länder gegen solche ohne Autoherstellung, sogar noch mehr als die unverblümt vorgetragenen Anschuldigungen vom kampf der Kleinwagenbauer italienischer und Französischer prägung gegen die deutschen schlachtschiffbauer der bekannten Marken.
Thema Märchen der Autoindustrie, Kapitel 2: die ach so innovativen Franzosen, die uns den Partikelfilter lang vor den ach so trägen deutschen Industrie in Serie beschert haben. Nun, dafür gibt es einen einfachen Grund: die deutschen Hersteller haben im gegensatz zu den Franzosen durch Brennraumgeometrie, Raildruck, Einspritzmimik etc. die Euro3-Partikelgrenzwerte innermotorisch bewältigt - und damit aktiv den CO2-Ausstoß gesenkt, denn die Regeneration eines partikelfilters benötigt nunmal (trotz dem von den Franzosen eingesetzten Cer-Additiv) 500-600°C in eben diesem Filter, und das für je nach Betriebspunkt und Beladung grob 15-40 Minuten alle ebenfalls Pi*Daumen paar hundert Kilometer (da ist sehr viel Auslegfungsspielraum drin). diese grob 200K Temperaturanhebung im Abgas fällt nicht vom himmel, dass ist Spritt, der Drehmomentsneutral spät im Motor oder auf dem Oxikat verbraten wird. Wenn die deutschen Hersteller irgend wo geschlafen haben, dann in der PR-Abteilung.
Aber die Sehnsucht nach griffigen Kennzahlen treibt auch die partikeldiskussion um: Politiker liefern sich harte Kämpfe um +- 1mg/km Partikel für die weiteren Gesetzgebungsstufen - Löblich, oder? Im Prinzip schon, aber leider haben sie sich noch nicht auf ein Messverfahren geeinigt, und da die gängigsten um eine Größenordnung differieren können, ist alles andere ein Witz - hauptsache, die öffentlichkeit denkt, Politiker XY kämpft für unsere Umwelt.
Hauptsache plakativ, hauptsache laut. Politik eben, wenn auch hier besonders ärgerlich.
__________________ drei mal dürft ihr raten, wer grade seine Signatur geschrottet hat...geht aber wieder - allerdings solltet Ihr noch die Finger von den Avataren lassen 
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