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1xT
Mage




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1xT ist offline
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Da ich ständig die Meldung erhalte ich solle meine Nachricht auf 12345 Zeichen reduzieren, hier meine Geschichte "DER WIRT" in mehreren Teilen:

Der Nebel und die Nacht verhüllten die Häuser, als der Wirt aus dem Fenster und auf die von Wagenrädern zerfurchte Straße sah. In der hintersten Ecke seiner ansonsten menschenleeren Schänke, neben den glühenden Resten eines erloschenen Kaminfeuers saß eine junge Familie, zusammengekauert und mit verschreckten Gesichtern. Die Mutter, sie mochte ihr zwanzigstes Lebensjahr gerade vollendet haben, umschlang mit festem Griff die Schultern ihrer beiden Söhne. Sie waren zu jung um zu begreifen was vor sich ging, doch auch in ihren Augen stand die Angst geschrieben.
Der Vater saß wimmernd neben ihnen, den Blick auf seine Hand gerichtet, welche sich, zitternd und blutend, langsam immer mehr verkrampfte. Er hatte bei der Verteidigung seiner Familie zwei Finger einbüßen müssen.
Der Wirt schaute ein weiteres Mal gehetzt auf die Straße, den Schaft seines alten Schwertes so fest in seiner Hand, dass die Knöchel weiß wurden.
Auf der Straße war es still, kein Tier der Nacht ließ seinen Laut vernehmen, kein Wind die Blätter der Bäume rascheln, die einzigen Geräusche die zu hören waren, waren Schritte.
Schritte von Menschen auf der Straße, Schritte von Menschen im Nebel, Schritte von den Bewohnern einer ganzen Stadt oder von dem was von ihnen übrig war.

Es hatte keinen ganzen Tag gedauert.
Am Morgen ist das Übel in das Dorf gekommen, es trieb hinein und wurde vom Sohn des Müllers entdeckt. Ein toter Mann schwamm an der Wasseroberfläche des ruhigen Flusses, an dessen Ufern die Häuser der Altstadt standen. An der alten Wassermühle wurde er hinausgefischt, von Treibgut und Unrat befreit, der sich an seinem Körper gesammelt hatte und ein Priester wurde gerufen, die Beisetzung vorzubereiten.
Es war nicht ungewöhnlich, dass ein lebloser Mensch angespült wurde, so etwas kam vor.
Opfer eines Überfalls, Krieger, unvorsichtige Trinker, die Nachts auf Brücken ausrutschten und ertranken, all das kam irgendwann wieder an die Oberfläche, doch dieser Mann war insofern die Gerüchte wert, die sich in der Stadt verbreiteten, als das er in reiche Gewänder gehüllt war und Schmuck getragen haben soll, welcher jedoch, schon kurz nachdem er aus dem Wasser gezogen worden war, nicht mehr aufzufinden war.
Der Priester erkannte auf den ersten Blick, dass dieser Mann von Wildtieren getötet wurde.
Seine Kleidung war zerfetzt und er hatte blutige Bisswunden am ganzen Körper, vor allem in die Schultern hatten sich die Tiere tief verbissen.
Warum dieser, vermutlich adelige, junge Mann jedoch alleine und ohne Schutz in den Wald gegangen war, dass wurde von allen Bewohnern der Stadt heiß diskutiert und einige, die ihn gesehen hatten, berichteten zudem noch bei einem Krug Bier von einem kalten Ausdruck in seinen Augen, der einem das Blut in den Adern stocken ließ.
Der Wirt machte sich keine Gedanken. Der Wirt mochte Gerüchte, denn meistens wurden sie in seinen vier Wänden und bei seinem Speis und Trank geschmiedet, und diese Geschichte erwies sich als besonders ertragreich. Schon am Morgen hatte er so viel eingenommen wie sonst an einem Tag.
Er schmunzelte in seinen Bart, als wieder eine Silbermünze in seine Tasche wanderte und dem runzligen Männchen, dem er einen Bierkrug reichte, zuhörte wie es sagte: „Ich habe gehört er sei ein Königssohn, der von einem Werwolf gebissen wurde…“
Bis zu diesem Zeitpunkt versprach es ein wunderbarer Tag für den Wirt zu werden, doch schon Sekunden darauf, die Kirchturmuhr hatte gerade zur zwölften Stunde geschlagen, änderte sich dies schlagartig.
Mit einem lauten krachen schwang die Schänkentür auf, das Gemurmel in der Gaststube verstummte, sofort und einige dutzend Augenpaare richteten ihren Blick aus ihrem rauchigen Inneren auf die Person in der Tür.
Es war ein junger Händler, der Wirt hatte nur einen Tag zuvor bei ihm ein paar Äpfel eingekauft und erkannte ihn wieder. Sein Gesicht war weiß wie Milch als er mit großen Augen in den Raum stierte, er zitterte am ganzen Körper.
Sein Blick huschte von einer Person zur nächsten, bis er schließlich den Wirt fokussierte.
Sofort drang die Furcht, die sein Gesicht ausdrückte, auch tief in dessen Knochen und sein Mark. Irgendetwas Schlimmes war passiert, irgendetwas, das seinen Tag ganz und gar vermiesen könnte.
Mit wankenden Schritten näherte sich der junge Mann dem Tresen, mit den Händen immer nach dem nächst besten Halt tastend. Sein Mund öffnete und schloss sich in unregelmäßigen Intervallen, als wolle er etwas sagen.
Die Stille in der Schänke war so drückend, dass niemand es sich auch nur traute sich zu räuspern und schließlich brachte der Händler ein paar Worte hervor: „Die Novizen…“, keuchte er, dann rollten seine Augen langsam nach Innen und er schlug hart mit dem Kinn auf die Tresenplatte als er zu Boden sank.
Einen Augenblick lang noch hing die Stille in der Luft, die sich ausgebreitet hatte, als würde sie sich weigern zu gehen, um mitzubekommen was als nächstes passiert, dann vernahm der Wirt das wohl schlimmste Geräusch, das ein Wirt sich vorstellen kann, das Geräusch von rückenden Stühlen und Füßen, die seine Schänke verließen.
Er hätte den am Boden liegenden Händler gerne geschlagen.
Stattdessen begab auch er sich vor die Tür.
Die Mittagssonne ließ ihn blinzeln. Als seine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, tat er einen Schritt auf die Straße. Sie sah nicht ungewöhnlich aus, höchstens etwas leerer als sonst um diese Tageszeit. Er wollte gerade wieder die Schänke betreten, mit dem unguten Gefühl im Magen das ein völlig betrunkener Händler ihm seine gesamte Kundschaft verjagt hatte, da liefen zwei Stadtwachen, in ihren roten Wappenröcken und mit Hellebarden in der Hand, an ihm vorbei in Richtung Stadtmitte. Von Neugierde gepackt entschloss er sich die Schänke abzuschließen und den Wachen dorthin zu folgen, wohin vermutlich auch seine Kundschaft verschwunden war: zum Marktplatz.
In der Erwartung, diesen schon von weitem mit seinen Geräuschen von Marktschreiern, Straßenkünstlern, Barden und Händlern und seinen Gerüchen von Obst, Gewürzen, Fleisch und Käse, Süßwaren und Gebäck zu bemerken, ängstigte es ihn um so mehr, dass er heute nur die Rufe der Stadtwachen vernahm.
Er beschleunigte seinen Schritt und bog in die Maurerstraße ein, die zum Marktplatz führte, doch dort wo dieser sonst zu sehen war, versperrte an diesem Tag eine große Gruppe von Menschen die Sicht.
Eine ältere Frau, in dreckige Lumpen gehüllt, löste sich mit ihrem schmutzigen Kind aus der Menge und lief in seine Richtung. „Gehen Sie nicht dorthin!“, rief sie ihm zu, Entsetzen war in ihrer Stimme zu hören, „Sie sind alle verrückt geworden!“, dann rannte sie an ihm vorbei und zog das schluchzende Kind hinter sich her.
Einen Augenblick lang sah er ihr nach und überlegte ob er einer alten Bettlerin Glauben schenken sollte, dann setzte er seinen Weg fort.
Er bahnte sich einen Weg durch die Menschenmasse, doch erst als er hinter den Stadtwachen angekommen war, konnte er sehen was vor sich ging. Diese hatten einen Verteidigungsring rund um den gesamten Marktplatz gebildet, in dessen Mitte sich ein Bild des Grauens vor den Augen des Wirts ausbreitete.
Kopflose Männer mit klaffenden Wunden lagen leblos vor den Soldaten, während Menschen mit geschundenen Leibern und leerem Blick ziellos über den Platz schlurften, einige hatten blutige Stümpfe dort wo vorher Gliedmaßen waren, dutzende von ihnen fielen mit hohlem Stöhnen über die Wachen her und versuchten ihre geifernden Zähne in deren Fleisch zu rammen, in Bürgerkleidung gehüllte Personen mit aufgerissenen Brustkörben lagen am Boden und färbten Sand und Dreck auf dem Platz rot oder fielen in Raserei über andere ihrer Art her und die gesamte Szenerie lag unter dem Gestank von Blut und Tod.
Gerade erhob sich ein Unteroffizier der Stadtwache über seine Kameraden und verkündete laut, die Bürger sollten sich so schnell wie möglich in ihre Häuser begeben und Türen und Fenster fest verschließen, doch der Wirt hörte ihn nur wie aus weiter ferne, denn er war gebannt von dem Anblick einer Händlerin, deren linker Unterarm in der Mitte durchgebrochen war und nun im rechten Winkel herunterhing. Die Knochen hatten sich durch Fleisch und Haut gebohrt und ragten aus dem Arm, dessen untere Hälfte nun praktisch nur noch an einem fetzen Haut baumelte. Anstatt jedoch in Ohnmacht zu fallen oder zu schreien, nagte diese Frau an ihrer eigenen Wunde.
Angewidert drehte er sich weg und bekam grade noch zu sehen, wie der Unteroffizier von zwei dieser Bestien zu Boden gezerrt und bei lebendigem Leibe zerrissen wurde.
Sein schmerzerfüllter Schrei hallte über das Gelände und endete in einem erstickten Gurgeln.
Wenn sich die Stadtwache auch bisher gegen die unkontrollierten Angriffe hatte durchsetzen können, so geriet es in diesem Augenblick außer Kontrolle, da einige der Kreaturen den Ring mit einem einzigen großen Satz übersprangen und sich über die ungeschützten Bürger hermachten, welche das Schauspiel wie hypnotisiert verfolgt hatten.
Ein junger Mann direkt neben dem Wirt drehte sich mit panischem Blick zu ihm um, gerade wollte er etwas sagen, da riss der Mann die Augen noch weiter auf und zwei Klauen, eine davon bis auf die Knochen zerfleischt, brachen ihm mit einem Ruck das Genick.
Die Füße des Wirts gruben sich keine Sekunde später schon tief in den Unrat auf der Straße und er kam ins stolpern als seine Gedanken seine Beine endlich eingeholt hatten.
Er spürte den ganzen Weg über, dass diese Monster, seien es auch früher Menschen gewesen, nicht weit hinter ihm waren.
Als er endlich die Schänkentür erreichte, musste er seine zitternden Hände dazu zwingen, den Schlüssel nicht fallen zu lassen und während seine Gedanken sich überschlugen schaffte er es, das Schlüsselloch zu treffen und ihn umzudrehen.
Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Er rutschte mit dem Rücken am Türholz auf den Boden und seufzte. Er wollte gar nicht wissen was eigentlich genau passiert war, er war nur erleichtert es geschafft zu haben, sie hatten ihn nicht erwischt.
Erst jetzt fiel ihm die Gestalt hinter seinem Tresen auf, und sofort stand er wieder auf seinen Beinen.
Es war der junge Händler, bei dem er noch einen Tag zuvor Obst gekauft hatte. Reglos stand er da, mit hängenden Schultern.
Seine Augen waren blutunterlaufen und stierten hohl in die Ferne, sein Gesicht hatte eine kalte Ausdruckslosigkeit, die das Herz des Wirts veranlasste, wieder in Alarmzustand und beinahe bis in seinen Hals zu springen.
Langsam bewegte er sich rückwärts. Sein Schwert lag unter dem Tresen und so tastete er nach dem nächst Besten: Ein tönerner Bierkrug.
In diesem Moment riss der Händler den Mund auf und stieß einen gurgelnden Schrei aus. Mit ausgestrecktem linkem Arm kletterte er über den Tresen. Der Wirt bemerkte an der Hand eine blau angelaufene und angeschwollene Bisswunde, doch obwohl sein Gedankengang einen Moment lang davon abgelenkt war, vergaß er nicht seine Waffe nach ihm zu schleudern.

26.08.2005, 22:23 Profil von Füge  deiner Freunde-Liste hinzu Email an 1xT senden
1xT
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Der Tonkrug verfehlte den Kopf des Händlers nur um Haaresbreite und zerschellte an der Wand, der Händler stieß sich vom Tresen ab, stand mit einem gekonnten Sprung vor dem Wirt und griff an.
Die rechte Hand dazu benutzend das Gebiss des Händlers von seiner Schulter fern zu halten, den rechten Unterarm dabei gegen dessen Oberarm gepresst und die linke Hand an dessen linkem Handgelenk wurde er von dessen erstaunlicher Kraft auf die Tischplatte gedrückt.
Fauliger Atem stieß ihm entgegen, der Händler brüllte vor Wut und verkrampfte sich in seinem Kampf. Einer Eingebung folgend rollte sich der Wirt blitzschnell unter ihm weg und der Händler donnerte durch seine eigene Wucht auf die Tischplatte. Den Augenblick nutzend, schlug der Wirt den Boden einer leeren Flasche an der Tischplatte ab und rammte sie mit aller Kraft in den Hinterkopf des Händlers.
Röchelnd blickte dieser zu ihm auf, Blut quoll aus seinem Mund und troff auf die Tischplatte, dann erschlafften seine Muskeln und er blieb matt dort liegen.
Der Wirt stand noch eine Minute da, mit pochendem Herzen und in der Erwartung, dass er doch noch wieder aufsteht, dann erlaubte er auch seinem Körper eine Ruhepause einzulegen
Es waren Momente wie diese da er sich wünschte er wäre Hufschmied und nicht Wirt geworden. Er war zu klein und zu dick um ernsthaft über eine Karriere als Kämpfer nachdenken zu können, doch er hätte wenigstens Hufschmied werden können.
Er verschloss die Fensterläden und legte einen Riegel vor die Tür. Dann wartete er. Von draußen drangen zeitweise Schreie oder Kampfgeräusche an sein Ohr, aber er redete sich immer wieder ein das es sein Todesurteil wäre die Tür zu öffnen und so blieb ihm nichts als zu warten.

Die Dunkelheit hatte sich bereits über die Dächer der Stadt gelegt, der Wirt war den ganzen Tag zwischen seinen vier Wänden hin und her gewandert, ständig in der Angst, eines dieser Monster könnte einen Weg hinein finden, da klopfte es an der Tür. Sofort griff er nach seinem blanken Schwert, stellte sich breitbeinig und auf alles gefasst vor den Eingang. Seine Gedanken rasten.
Es klopfte ein weiteres Mal, nur energischer.
Der Wirt fasste sich. Das konnten keine von diesen Wesen sein. Ihnen hätte er zugetraut an der Tür zu kratzen und zu schaben, womöglich sie zu zerstören, aber sie würden nicht klopfen.
Er schob den schweren Eichenholztisch weg, den er zur Verteidigung vor die Tür gestellt hatte und öffnete sie einen Spalt weit, das Schwert immer noch fest in der Hand.
Sofort drängten sich fünf Personen in seine Schänke. Die erste war ein Soldat, jemand von der Stadtwache, der Rüstung nach zu urteilen einer der mittleren Ränge. Mit dem Schwert voran kam er in den Raum, sein wettergegerbtes, furchiges Gesicht in tiefe Sorgenfalten gelegt, durch die Blut aus einer Kopfverletzung rann. Er hatte zahlreiche Wunden am Körper, seine Kleidung war vom Kampf zerfetzt und sein linker Arm sah aus, als würde er nur wie ein Stück überflüssiges Gepäck herabbaumeln, ohne noch einen Nutzen zu haben.
Die junge Familie, bestehend aus Vater, dessen linke Hand ein schmutziger Verband zierte, Mutter und den zwei Söhnen, kam direkt hinter ihm herein, den Blick immer wieder ängstlich über die Schulter werfend.
„Schließt die Tür!“, rief der Soldat „Sie sind nicht weit hinter uns!“.
Der Wirt leistete seinen Worten auf der Stelle Folge und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Eingangspforte. Keine Sekunde zu früh, wie sich herausstellte, denn direkt danach spürte er an seinem Rücken wie etwas mit aller Gewalt versuchte durch das dicke Holz zu gelangen.
Nachdem sie gemeinsam ihr Bestes gegeben hatten um die Tür zu verriegeln, gelangten sie wieder soweit zur Ruhe wie es eben geht, wenn man sich einer allgegenwärtigen Gefahr bewusst geworden ist.

Der Soldat drehte den Bierkrug zwischen seinen Händen und starrte Gedankenversunken an dessen Grund. „Es ging alles so schnell…“, murmelte er. „Diese verdammte Seuche… man kann sich nur ausmalen was passiert ist. Habt Ihr eine Ahnung wie es dort draußen aussieht?“, er blickte über den Rand seines Kruges den Wirt an. „Ich war seit den Vorfällen am Markplatz nicht mehr außerhalb meiner Schänke.“, gestand dieser und fühlte sich selbst dabei als hätte er damit seine ganze Stadt verraten zu haben. Ob es an ihm lag oder an den strafenden Blicken des Unteroffiziers vermochte er nicht zu sagen. „Es war wohl die Wasserleiche…“, fuhr der Soldat fort, während er seine Blicke wieder dem Bierkrug widmete „sie war nicht tot. Mit ihr hat es angefangen. Die Seuche muss sich zuerst durch die Ränge der Geistlichen gefressen haben. Den ganzen Morgen über hat sie vermutlich in den dunklen Gassen gebrütet… grausame Vorstellung. Am Mittag war dann die Sache auf dem Marktplatz… Ein paar Obdachlose und die Novizen und die konnten schon ein solches Gemetzel anrichten…“. Der Soldat sprach leise um die Kinder, die mit ihrer Mutter in der hintersten Ecke platz genommen hatten und dort ein kärgliches Mahl verzehrten, nicht zu verängstigen, doch es war zu ruhig in dem Raum als das man ihn nicht von jeder Stelle aus hätte hören können.
„Ich war dort, ich meine…, ich habe es gesehen.“, meinte der Wirt um den Soldaten wieder aus seinem Schweigen zu holen, in das er verfallen war. „Ihr habt es gesehen?“, verächtlich blickte dieser ihn an, in seiner Stimme lag ein Beben. „Ihr meint ihr hättet es gesehen?“, seine Stimme erhob sich zu einem Brüllen, „Ich sage euch eins: Ihr habt gar nichts gesehen! Versteht Ihr? Gar nichts! Diese… Wesen, sie… Ich musste mit ansehen wie eines von ihnen ein Kind… es hat das Kind gefressen! Es hat einfach…“, er stockte. Er war aufgestanden und hatte den Wirt am Kragen gepackt, nun ließ er ihn wieder los. Er blickte sich um und in die entsetzten Augen der Familie und er setzte sich, nun matt und mit Tränen in den Augen, wieder auf seinen Stuhl. „Es tut mir Leid.“, hauchte er, „Ich meine… Ich konnte nichts unternehmen, versteht ihr? Es waren zu viele von ihnen! Ich musste hilflos mit ansehen wie sie…“, wieder stockte er, schluckte, und fasste sich. Der Wirt sah ihn mit einer Mischung aus Schrecken und Mitleid an. „Am Nachmittag haben einige verbliebene Wachleute angefangen Häuser niederzubrennen um es einzudämmen, das Nordviertel der Stadt liegt zum Großteil in Asche. Ich habe diese Familie aufgegriffen und versucht mich durchzuschlagen. Die halbe Stadt ist betroffen. Die Überlebenden verbarrikadieren sich, einige haben, soviel ich weiß, auch Fackeln und Spieße organisiert um gegen das Unheil vorzugehen. Hoffnungslos wenn Ihr mich fragt. Jeder Gefallene steht kurze Zeit später in ihren Reihen zur Verfügung. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann verseucht es den ganzen Körper. Es… nun ja… Ich kann nicht mehr lange bleiben.“, eine völlig neue Entschlossenheit trat in die Augen des Soldaten, während der Wirt noch das verarbeiten musste was er gerade gehört hatte. „Ich will noch möglichst vielen von ihnen den Kopf von den Schultern schlagen, bevor ich als einer von ihnen ende!“, im Schein des Kaminfeuers hätte man den Mann für einen wahren Helden halten können, mit den Wunden zahlreicher glorreicher Schlachten die er am Körper trug war er wie der Stoff aus dem Legenden gemacht werden. Der Wirt sah nur den Todgeweihten in ihm. Dennoch stellte er sich ihm nicht in den Weg. Niemand sagte ein Wort als er aus der Tür schritt und der Wirt fühlte sich als würde mit ihm ein Stück neu gewonnener Hoffnung verschwinden.

Nun stand er hier, die Nacht war schon weit vorangeschritten und wieder nagte die Ungewissheit an ihm, was dort draußen vor sich ging. Hätte er nicht das Schwert gehabt an dem er sich festhielt, er wäre vor Verzweiflung gestorben.
Eine Wolke schob sich vor den Mond, die Dunkelheit schluckte nun jegliche Konturen, und plötzlich änderte sich etwas in ihm.
Es schien, als würde er jetzt, da seine Augen nicht mehr von seiner Umwelt abgelenkt wurden, erst wirklich sehen.
Er war der Letzte.
Diese eine Wahrheit wurde ihm in diesem Augenblick gewahr. Es gab keine Hoffnung mehr, nichts wofür es sich zu kämpfen lohnte. Die junge Familie würde es nicht schaffen, auch wenn sie in der Schänke verbarrikadiert blieben reichten die Vorräte höchstens noch für sechs Tage. Niemand den er je gekannt hatte war noch am leben, nichts was er je geschätzt hatte würde diese Invasion überdauern und nichts was er je geliebt hatte würde irgendwann wieder so sein wie es war.
Er war der Einzige der noch stand, Auge in Auge mit der schwarzen Seuche des Todes.
Sein Griff schloss sich fester um den Schaft des Schwertes, doch dieses Mal war es nicht der verkrampfte Griff eines verzweifelten Wirts, es war der entschlossene Griff eines Kriegers.
Schweigend schritt er aus der Tür in den Nebel.

26.08.2005, 22:23 Profil von Füge  deiner Freunde-Liste hinzu Email an 1xT senden
TwinSoul
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TwinSoul ist offline
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Also ich muss sagen, neben dem was man sonst so liest, Respekt, dein Text war echt fesselnd und koennte durchaus aus einem gaengigen Fantasyroman entsprungen sein.


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26.08.2005, 22:35 Profil von Füge  deiner Freunde-Liste hinzu Email an TwinSoul senden Füge TwinSoul in deine Contact-Liste ein
Mirrorwind
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Mirrorwind ist offline
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Der Schreibstil ist atmosphärisch und ausgeglichen. Und obwohl ich die Geschichte selbst nicht so originell finde, wäre ich auf eine Fortsetzung gespannt. Nicht zuletzt deshalb, weil der Held noch keinen festen Weg eingeschlagen hat und viele Hintergründe noch völlig offen sind. Wie das Ende aussehen wird, wird also erst die Zeit zeigen. Das macht die Geschichte irgendwie so interessant, dieses Ungewisse.


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27.08.2005, 09:26 Profil von Füge  deiner Freunde-Liste hinzu Email an Mirrorwind senden Füge Mirrorwind in deine Contact-Liste ein
TwinSoul
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TwinSoul ist offline
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Ich stimme zu. Voll und ganz.


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27.08.2005, 10:40 Profil von Füge  deiner Freunde-Liste hinzu Email an TwinSoul senden Füge TwinSoul in deine Contact-Liste ein
1xT
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1xT ist offline
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Ich schätze ich muss euch enttäuschen, es war eine spontane idee und ich schätze ich werde es bei diesem etwas offenen Ende belassen und keine Fortsetzung schreiben, aber man weiß ja nie...


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Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete.
Er kennt weder Gründe noch Gegengründe
und glaubt sich immer im Recht.
(Ludwig Feuerbach)

27.08.2005, 16:14 Profil von Füge  deiner Freunde-Liste hinzu Email an 1xT senden
ICEfox
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ICEfox ist offline
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also ich würde mich über eine Fortsetzung tierisch freuen, das war kopfkino pur

So viele Adjektive, da ist der Text zur Realität geworden


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06.11.2007, 20:57 Profil von Füge  deiner Freunde-Liste hinzu Email an ICEfox senden
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